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WILD, LAUT, FASZINIEREND!

Diese Story ist in ähnlicher Form in MOTORRAD 7/2019 erschienen.


Fundraising, Fun-Riding? Nein, Fundriding!

Das bedeutet: 1200 Kilometer auf kleinen Hondas

quer durch Kambodscha, Eintauchen in Hilfsprojekte,

emotionale Begegnungen mit Menschen in Gegenden,

die kaum ein anderer Tourist erreicht.

Und vor allem: gemeinsam Spaß haben in einem

faszinierenden Land mit atemberaubenden Landschaften!

Roland Debschütz, Dreckskerl. 😉


Rudelausfahrten? Eigentlich nicht so mein Ding, aber für’s FUNDRIDINGProjekt von Roland Debschütz mach‘ ich gern eine Ausnahme. 5:15 Uhr im Transferbus von Bangkok nach Kambodscha,

nach zwei Stunden Schlaf albern wir herum, lassen den gestrigen Partyabend Revue passieren.

Unser Busfahrer fühlt sich unbeobachtet und beginnt mit Körperpflege.

Er hat an alles gedacht, Kleenex Tücher, Q- Tipps, einen Rückenkratzer, ein Flasche „Antiflatulent“ (Sachen gibt’s), Gesichtspuder - so kann nix schiefgehen. Kambodscha wir kommen!

Am Mittag geht’s bei 43 Grad Celsius über die Grenze, am Straßenrand viele kleine Schwelbrände, irgendwie muss man ja den ganzen Plastikmüll entsorgen.

Dann nehmen wir unsere 110-Kubik-Moppets (Honda Dream) in Empfang. Noch ein kurzes Kambodscha- Fahrsicherheitstraining und wir fahren zirka 15 Kilometer über Schotter zurück ins Hotel. Der Staub taucht unseren Teint in eine gesunde Farbe. Verkehrsregeln? Keine.


Mein "Gerät".


Im Rahmen des Hilfsprojektes haben wir Stofftiere, Zahnbürsten und Luftballons für Schulkinder

und Rollstühle und Rollatoren für die weniger Mobilen mitgebracht.

Unglaublich, wie sich die Kinder derartig über ‘ne einfache Zahnbürste

oder ein Stofftierchen freuen können!

Kids, die sich so sehr über ein Stofftier freuen, die mir die Tränen der Rührung in die Augen treiben.


Auf dem Rückweg winken uns die Racker herzzerreißend zu.

Jetzt noch die Rollies ausliefern.

Ergreifend, wieviel Dankbarkeit wir dafür erfahren!

Abends schon wieder Party.

Alle sind da, Bürgermeister, Polizeichef

und andere hochgestellte Persönlichkeiten. Bier und Gin fließen in Strömen.

Der DJ spielt volle Kanne Cambodian Pop Music, wirklich volle Kanne.

Eigentlich hört man gar nix mehr, total übersteuert, die Ohren klingeln.

Man klärt mich auf:

„Wer am lautesten kann, hat gewonnen.

Und wer nicht laut macht,

muss um seinen Job fürchten.“






Tags darauf, ca. 100 Kilometer von

កុងធិ៍*ត់ nach ន សុង េសង ២ .

Alles klar? ... Wer kann’s lesen? Okay, okay, von Pursat nach Veal Veng.

Zwei von uns haben sich bereits verabschiedet, zu heiß, zu crazy... was auch immer.

Aber jetzt geht das Abenteuer doch erst

richtig los!

Zunächst sehr entspannt, nur Asphalt & cooles Tempo. Morgens um acht, Regen in Veal Veng. In Deutschland heißt das: Starkregen.


Es ist fraglich, wie es im Kardamon-Gebirge ausschaut. Wenn die festgefahrene Erde der „Red Roads“ nass wird, wird’s richtig glitschig.

Wir suchen nach Plan B und machen noch einen kleinen Marktspaziergang.





Die "große Bundesstraße durchs Kardamon Gebirge.


Nachdem die Straßen ein wenig abgetrocknet sind, entschließen wir uns doch über das Kardamon-Gebirge zu fahren.

Noch ‘ne Banane für den Autor beim letzten Stopp zehn Kilometer vorm Ziel,

Voll Banane, der Moppetfoto Mann.


und dann kommt wieder der Regen. Glatteisfeeling.

Ich bin patschnass, aber friere nicht, 34 Grad und egal, ich finde, wir sehen mit unseren

Wet-Shirts sexy aus.

Dann folgt mopedmäßig der geilste Part der Tour. Bei bestem Wetter surfen wir durch den Dschungel. Von Osaum nach Koh Kong sind’s knapp 100 Kilometer. Nach getaner „Arbeit“ sitzen wir

verschwitzt und schmierig am Wasser und spülen mit kaltem Bier

den Staub herunter. Geil!


Roland und Nadine von Fundriding, beide reichlich Angstfrei.


Jetzt noch eine Monster-Etappe von 270 Kilometern.

Auf meiner Super Duke daheim reiß ich locker auch mehr als das Doppelte auf einer Arschbacke runter,

hier wünsche ich mir vier bis sechs Arschbacken.

Das Arschproblem scheine ich nicht allein zu haben, die ganz Großen rutschen nach hinten.

Da ich der einzige mit ordentlichen Motorradklamotten bin, entlaste ich Hintern und Oberschenkel,

in dem ich mich mit den Knieprotektoren vorn an der Verkleidung abstütze.


Und dann geht’s erstmal runter von der Straße und rauf aufs Boot.

Zwei Stunden Fahrt, dann zwei Tage Paradies auf Koh Rong Samloem.

Eine Bilderbuchinsel vor Sihanoukville. Wir werden mit Lime Juice empfangen.

Grossartiges Abendessen, vor uns das Meer, hinter uns zirpen die Grillen im Urwald.

Kein Plastikmüll, keine Hupen, keine Cambodian Pop Music.


Rolf, Roland und Nadine am Strand der Trauminsel Koh Rong Samloem .


Was macht man auf so einer schönen Insel? Schwimmen, Hängematte, Kokosnuss ausschlürfen, schwimmen, Cocktail schlürfen, Hängematte, Früchte futtern, Hängematte, und sich auf das schöne Licht am Abend freuen.


Nach einem weiteren köstlichen Abendmahl aber Krisensitzung:

Morgen soll ein Sturm aufziehen und vor uns liegen 2 Stunden Bootstour durch den Pazifik.

Boot fahren ist echt nicht mein Ding, ich hab Angst um mein Fotokram und um mich.

Gut, dass die netten Leute vom Wetterbericht derartig falschliegen, während der Überfahrt mache ich sogar ein Nickerchen.


An der Hafenmohle begrüßen uns 4 coole Typen voller Übermut. Ich stachele sie noch ein wenig an, bis sie anfangen vor Spaß zu hüpfen.







Coole Typen im Hafen von Sihanoukville.



Top gelaunt also wieder aufs Moped, Bokor Mountain steht nun auf dem Programm:

32 Kilometer feinstes Kurvengeschlängel mit gutem Asphalt. Ich wünsche mir mehr Dampf und ein stabileres Fahrwerk. Dennoch werden die kleinen Hondas ausgequetscht.

Ich regrediere zum 16-Jährigen.




In Kampot lecker Abendessen mit anschließendem Cambodian Dance.

Ganz wichtig: Es muss etwas in der Mitte stehen, das kann alles sein.

Bei uns ist es eine Kühlbox mit Bier. Dazu Technosounds mit Hip-Hop-Beats,

einfachen Melodien und schwülstigen Liebestexten, Tempo zirka 115 bpm.

Alle Tänzer laufen gegen den Uhrzeigersinn um die Kühlbox herum und

bewegen mit asiatischer Grazie ihre Hände. Verrückt!


No Comment. 😉


70 Kilometer vor der Metropole Phnom Phen wird der Verkehr viel dichter.

Tourguide Roland: „So, ab jetzt kein gewohnter Sicherheitsabstand mehr,

sonst ist Vordermann/frau weg, einfach weg!“

Für solche Fälle werden wir mit Handys ausgestattet, in denen alle Fundrider

und Notrufnummern abgespeichert sind. Perfekt!

Doch erstaunlicherweise ist der Verkehr in Phnom Phen von

unfassbarer Rücksicht und Gelassenheit. Hier regt sich keiner auf.

Niemand pocht auf sein Recht. Rechtsprechung gibt’s hier offenbar ohnehin nicht.

Es ist ganz einfach: keine Verkehrsregeln, kein Stress.

Roland hatte uns schon drauf vorbereitet: „Das ist viel angenehmer hier in Kambodscha.

Kaum bin ich zurück in Deutschland, will ich am liebsten nach zwei Kilometern schon wieder

morden!“


Phnom Phen unten.


Ende der Tour. Die kleinen Honda Dreams werden abenteuerlich

auf einem Transporter verladen. Ich bin ein klein wenig traurig, denn mit diesem,

das wohl meistgebaute Motorrädchen der Welt, haben wir in den

letzten Tagen enorm viel erlebt. Bei Facebook auf der Modell-Fanpage

haben 4.692.867 Leute „Gefällt mir“ geklickt. Genau in diesem

Moment ist es einer mehr.


Phnom Phen von oben.



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